A Room for One´s Own kuratiert von Hanna Banholzer

22 April 2023 - 17 Mai 2023

Ausgangspunkt der Ausstellung ist das gleichnamige feministische Manifest von Virginia Woolf, welche sich vor fast 100 Jahren (1929) für mehr Schreibateliers für Frauen einsetze. Diese Forderung war verbunden mit der Überzeugung, dass Frauen Freiräume für die eigenen schöpferischen oder geistigen Tätigkeiten zustünden. Woolf deutete so den Innenraum, welcher als klassisch weiblicher Ort der Häuslichkeit gelesen wurde und oft noch wird, produktiv um. Vielmehr interpretierte sie ihn in seiner Funktion als Arbeitsplatz, Rückzugsort und Schutzraum, als Ressource, welcher Bedingung für emanzipatorische und kreative Schaffensprozesse ist.
Die Ausstellung „A Room for One's Own“, kuratiert von Hanna Banholzer, nimmt diese Idee als Ausgangspunkt und präsentiert Arbeiten von Künstler:innen, die auf unterschiedliche Weise räumliche Machtstrukturen hinterfragen. Nicht nur die Notwendigkeit von Freiräumen und „safe spaces“ werden thematisieren, sondern vor allem die Aneignung öffentlichen Raums von Frauen* und die damit verbundene Einforderung nach mehr Sichtbarkeit.
In ihrer Videoperformance Cranes präsentiert sich Katrin Bittl zusammen mit ihrer Künstlerkollegin Saioa Alvarez Ruiz von ihrer besten Seite: rauchend, nackt, von Natur wie von schweren Maschinen umgeben.
Mit einem forschenden Blick untersucht Nele Ka in der Arbeit HELLO P.R. MY OLD FRIEND anhand der Sciencefiction-Fiction-Saga um die männliche Heldenfigur Perry Rhodan wiederkehrende Formen des Story-Tellings, welche sich häufig als Ansammlungen imperialer archetypischer Protagonisten erweisen.
In der Videoinstallation Is writing female? beschäftigt sich Lilian Robl unter anderem mit der Frage, inwiefern der Literaturbetrieb für nicht-männlich gelesene Personen anders funktioniert und ob es so etwas wie weibliches* Schreiben überhaupt gibt.

[Begleitend zur Ausstellung findet am 23.04 ein Workshop in Kooperation mit dem Projekt fe.mini.ism statt. Die Teilnehmer:innen können ihre persönlichen Geschichten über feministische Themen in Form von Mini-Zines teilen. Die entstandenen kleinformatigen Magazine können über die Laufzeit der Ausstellung vom Publikum eingesehen werden. Anschließend fließen die Zines in das kollektiv entstandene Archiv von fe.mini.ism ein, welches fortlaufend persönliche Anekdoten sammelt und verbreitet.]

Kurzbiografien:
Hanna Banholzer (*1993) studierte Kulturpädagogik, Kunsttheorien und Curatorial Studies in Mönchengladbach, Linz und Zürich. In München absolvierte sie 2019 zunächst am Ausstellungsraum PLATFORM ein Jahresvolentariat, aus welchem ihr Projekt „Hotspots of Art“ entstand zur Sichtbarmachung von nicht-institutionellen Kunsträumen und Offspaces in München. Anschließend arbeitete sie selbstständig u.a. für das Maximiliansforum oder den Kunstclub13 e.V.. Seit Anfang 2022 ist sie am Kunstmuseum Basel als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Bildung unVermittlung tätig, wo sie das edukative Programm konzeptionell mitgestaltet und organisiert.

Katrin Bittl (*1994) lebt und arbeitet in Dachau und studierte bis 2023 in der Klasse von Prof. Pitz, an der Akademie der Bildenden Künste, in München. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit gesellschaftlichen Idealbildern und Normvorstellungen. Sie untersucht ihren eigenen Körper, als Frau mit Behinderung mittels Video, Performance und Animation. Es entstehen intime Räume durch private Gegenstände und Möbelstücke, die in Installationen einbezogen werden und ihre biographische Arbeit unterstreichen. Soziale Strukturen werden hinterfragt, wenn sie ihren eigenen Körper in der Pflanzenwelt verortet und Fragen über den Fürsorgebegriff, ‘Care Arbeit’ und die Familie aufwirft. In Zeichnung und Malerei erforscht sie Körpernormierungen, die manipuliert und dekonstruiert werden, indem sie sie skaliert, übermalt oder in neue Kontexte stellt. Außerdem ist sie als freie Autorin tätig und schreibt zu den Themen Intersektionalität von Frauen mit Behinderung, Kunst und Inklusion.

Nele Ka (*2368 in SAO-21846 Cassiopeiae) ist Teil einer unbekannten Spezies – der Transplanetarier. Transplanetarier bereisen Sonnensysteme, um die Ursache vergänglicher Existenz zu erforschen. Sie bevorzugen liebevolle nonlineare Beziehungen zwischen ihresgleichen und andersartigen Spezies. Seit ein paar Jahren ist Nele Ka auf dem blauen Planeten stationiert. Der Forschungsauftrag: innerhalb globaler Disparitäten eine Variable der Universalität aufzuspüren. Zusammenhänge zwischen Mortalität, Zeit und Vergänglichkeit unter Verwendung verschiedener Methoden und Materialien zu überprüfen. Die gegenwärtige gesellschaftliche Transformation ist dabei ein wesentlicher Teil ihrer Forschungen.

Lilian Robl (*1990) studierte Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Ecole de recherche graphique Brüssel und schloss 2019 ihr Studium als Meisterschülerin von Prof. Alexandra Bircken ab. Außerdem hat sie einen Bachelor in Kunstgeschichte und Literaturwissenschaften. Sie hielt interdisziplinäre Vorträge u.a. an der Klassikstiftung Weimar, der Leuphana Universität Lüneburg und dem Richard-Strauss-Institut. Seit 2022 bildet sie mit Leontine Köhn das Künstler-Kuratoren-Kollektiv Crying Curators. Sie war 2017 Stipendiatin am Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst. Im vergangenen Jahr wurde sie mit dem Bundesstipendium an der Cité Internationale des Arts Paris ausgezeichnet. Lilian Robl lebt und arbeitet in München und Paris.

Lotte van den Hoogen (*1994, sie/ihr) ist eine Kunstpädagogin aus den Niederlanden, derzeit wohnhaft in München. Sie gibt Workshops auf Niederländisch, Englisch und Deutsch und beteiligt sich an Ausstellungen sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland. Mit ihrem Hintergrund in Kunstpädagogik und ihrer Leidenschaft für Feminismus möchte sie ihr Community-Kunstprojekt fe.mini.ism durch Kooperationen und Ausstellungen immer weiter entwickeln.

Eine wunderbare Nachricht zum Schluß! Ab 2024 können wir mit unseren Partnern (TAV Taipei; Kulturreferat München, Villa Waldberta und Goethe Institut Taipei) das Austausch und Residenz Programm mit Taiwan wieder aufnehmen. Ab Mai-Juni 2023 werden die Ausschreibungsunterlagen für die Münchner Künstler veröffentlicht, und wir freuen uns wieder auf eine rege Beteiligung.

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